Ein einzelner Mensch ist keine Gemeinschaft, doch die Gemeinschaft ist mehr als die Summe der Menschen, aus der sie besteht. Die Gemeinschaft bildet wie der Mensch einen Charakter aus.
Einzelne Personen aus der Gemeinschaft repräsentieren einzelne Charakterzüge des Menschen: da gibt es den Widerspenstigen, den Antreiber, den Faulenzer, den Optimisten, den Pessimisten, den Dauerbeleidigten und viele mehr.
Es gab einen recht interessanten Radio-Beitrag vom Coach Roland Kopp-Wichmann. Gefragt, warum viele Veränderungswünsche nicht in die Tat umgesetzt werden antwortete er sinngemäß, dass die Menschen sich in einer Komfortzone eingerichtet haben und jede Veränderung instinktiv ablehnen. Es spiegelt sozusagen die Dualität des menschlichen Charakter wider: Wir können rational begreifen, dass etwas zu tun richtig wäre. Aber unser Über-Ich – wenn wir so wollen – sagt uns, dass Veränderung Anstrengung, Gefahr und Risiko birgt.
Diesen Gedanken können wir auch auf Organisationen übertragen. Ich habe mich schon mehrfach darüber gewundert, wie unflexibel Organisationen auf Veränderungen reagieren. Wir wissen etwa, dass wir stärker mit Social Media arbeiten sollten, aber machen Pressearbeit wie vor 20 Jahren. Wir wissen, dass die Produktpalette veraltet ist, aber haben nicht den Mut, neue Produkte auszuprobieren.
Mein Eindruck ist, dass die meisten Organisationen versuchen, diesen Stillstand mit interner Unternehmensentwicklung zu kaschieren. Da werden Coaches herangezogen, Werte geschaffen, Fortbildungen betrieben. Das alles ist Beschäftigungsstrategie. Und es hat nur geringen Einfluß auf die externeUnternehmensentwicklung. Die Pleite wird uns nicht verschonen, weil wir so schöne Werte haben.
Ein Grundproblem scheint mir außerdem in der deutschen Arbeitsmarkt-Struktur zu liegen. Manche Leute arbeiten 30 Jahre für das gleiche Unternehmen, sitzen auf dem gleichen Platz und tun in etwa das Gleiche. Mancherorts begrenzt sich die Mitarbeiterfluktuation auf Null. Das mag gut für das Unternehmensklima sein, schlecht ist es für Veränderungen. Ähnlich wie einzelne Menschen fürchten sich Unternehmen vor Veränderungen, denn auch sie wollen die Komfortzone nicht verlassen – und werden deshalb entweder scheitern oder sehr schmerzhafte Umbauprozesse mitmachen müssen. Wer sehen will, wie das läuft, sollte sich die großen Energiekonzerne ansehen.
2 Gedanken zu „Angst vor Veränderungen – Was Menschen und Organisationen gemeinsam haben“
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